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Die Mobilitätswerk GmbH mit Sitz in Dresden hat im Auftrag des Landkreises die Studie Mobilitätskonzept für den Landkreis Aurich erstellt. Gefördert wurde die umfangreiche, mehr als 100 Seiten starke Studie u. a. im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität der Bundesregierung und mit Mitteln aus dem Programm NextGenerationEU. Insofern liegt auch ein Schwerpunkt der Studie auf dem Thema Elektromobilität einschließlich des Bedarfs an Ladekapazitäten und der Deckung des Mehrstrombedarfes über erneuerbare Energien.

Das Auto, so zeigt die Studie, ist im LK das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel: „Die Wege werden zu 59,1 % mit dem MIV (motorisierter Individualverkehr) zurückgelegt, davon 44,3 %-Punkte als fahrende Person und 14,8 %-Punkte als mitfahrende Person. 19,3 % der Wege erfolgen zu Fuß, 13,6 % mit dem Rad und lediglich 8,0 % mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Wesentliche Nutzer*innen der öffentlichen Verkehrsmittel sind Schüler*innen. Bei Berufspendlern spielt der ÖPNV eine stark untergeordnete Rolle.“

Die Elektromobilität ist im LK im Bundesvergleich weniger entwickelt: „Von den 120.035 Pkw sind zum 01.01.2023 3.462 elektrifizierte Pkw (E-Pkw) im Landkreis Aurich zugelassen …, was einem E-Pkw-Anteil von 2,9 % entspricht.“ Bundesweit: 3,8 %.

Die Studie schlägt ein ganzes Maßnahmenbündel vor, auf welches hier nicht detailliert eingegangen werden kann. Dazu zählen verstärkte Infrastrukturmaßnahmen im Radverkehr, Carsharing-Angebote aber auch die Einrichtung eines landkreisweiten Mobility-as-a-Service-Angebotes (MaaS): „Mobility as a Service (MaaS) ist ein Ansatz zur Veränderung aktueller Fortbewegungsformen des Menschen. Diese innovative Form erhebt den Anspruch, die verschiedenen Verkehrsmittel wie Bus und Bahn, diverse Sharing-Angebote für (E)-Fahrräder, Pkw und (E)-Roller sowie On-Demand-Dienste nahtlos miteinander zu verknüpfen und in ein gemeinsames System zu integrieren.“ … „Durch die Bündelung der verschiedenen Verkehrssysteme in einer Softwarelösung ist es möglich, die gesamte Fahrt in einer App oder über ein Wegangebot zu planen, zu buchen und auch zu bezahlen. Durch das Bereitstellen von Echtzeitdaten der Verkehrsmittel können den Nutzenden so optimale Fahrtvorschläge angeboten werden.“

Die Herausforderungen dieses Ansatzes werden aber auch benannt: „Um die Verkehrsmittel in einem gemeinsamen System zu integrieren, bedarf es einer abgestimmten Zusammenarbeit und dem Willen/Bekenntnis der beteiligten Akteur*innen zu diesem System. Verschiedene Vorstellungen dieser Partnerschaft mit unterschiedlichen Zielen, Prioritäten, zur Verfügung stehenden Ressourcen und Motiven stellen eine Schwierigkeit dar.“

Ein Arbeitsziel der AG Nachhaltigkeit lautet: Der öffentliche Nahverkehr in der SG ist gut ausgebaut und zuverlässig, die dazu gehörende Maßnahme: Öffentliche Verkehrsmittel erweitern. Somit stellt sich die Frage, ob unter Bezug auf das Mobilitätskonzept für den Landkreis Aurich die AG Nachhaltigkeit auf Ebene der SG Hage das Thema ÖPNV überhaupt weiterbearbeiten soll oder ob damit vermeidbare Doppelarbeit entstehen würde. Dazu plant die AG Gespräche mit Verantwortlichen des Landkreises aufzunehmen.

Ein attraktiver ÖPNV benötigt ein auf die Bedarfe und Anforderungen der Nutzerinnen und Nutzer zugeschnittenes Angebot; das geht nicht ohne Bedarfsverkehr mit flexibler Streckenführung, flexiblen Bedarfshaltestellen und flexiblen Fahrplänen. Also ein Angebot, welches dann bereitsteht, wenn es angefordert wird (on demand). Das ist kostenintensiv, wenn der Bedarfsverkehr gewissermaßen mit „klassischem ÖPNV“ organisiert werden soll.

Eine im Mobilitätskonzept vorgeschlagene Maßnahme ist daher ein ÖPNV-Taxi. Das bedeutet, ist über den regulären ÖPNV kein hinreichendes Angebot vorhanden, kann ein Taxi genutzt werden, ohne dass die Fahrgäste den üblichen Taxitarif bezahlen müssen. Dieses Konzept einer Kooperation von ÖPNV mit lokalen Taxiunternehmen ist in verschiedenen Städten und Landkreisen schon umgesetzt worden. Auch die AG Nachhaltigkeit hat das Konzept ÖPNV-Taxi diskutiert. Im Mobilitätskonzept werden Osteel, Krummhörn, Ihlow, Östlicher Bereich Aurich, Wiesmoor und Großefehn als die Gemeinden benannt, die aufgrund der vorhandenen ÖPNV-Versorgung mit erhöhter Priorität analysiert werden sollten. Ob nicht auch die SG Hage einbezogen werden kann und sollte, ist in den angestrebten Gesprächen zu erörtern.

Autonom fahrende Fahrzeuge sind keine ferne Zukunftsvision mehr. Sie sind, wenn auch noch versuchsweise, Realität (der Autor dieses Betrages hatte vor einigen Wochen Gelegenheit, Robotaxis in Kalifornien im Stadtverkehr zu beobachten; es ist beeindruckend zu sehen, wie die über eine App buchbaren Robotaxis – normale E-Autos, mit Systemen zum autonomen Fahren nachgerüstet – sich selbständig im Großstadtverkehr bewegen).

Weltweit wird intensiv daran gearbeitet. Hamburg z. B. verfolgt das Ziel, bis 2030 10.000 autonom fahrende ÖPNV-Kleinbusse auf den Straßen zu haben. In mehreren Landkreisen und Gemeinden laufen bereits Projekte mit autonom fahrenden ÖPNV-Fahrzeugen. Jüngst hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr ein Handbuch veröffentlicht mit dem Titel Autonomes Fahren im öffentlichen Verkehr. Ein Handbuch mit Vorschlägen für die Umsetzung in der kommunalen Praxis. Im Vorwort bereits heißt es: „Fahrerlose Bedarfsverkehre können die Anbindung zentraler Orte auf dem Land sowie die Nahversorgung älterer oder mobilitätseingeschränkter Personen erheblich verbessern.“ Auf diese Mobilitätlösungen der – nicht mehr fernen – Zukunft geht das Mobilitätskonzept nicht explizit ein. Von Seiten der AG Nachhaltigkeit werden die Möglichkeiten autonomen Fahrens im ÖPNV ein Thema in den angestrebten Gesprächen sein.