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In einem vorangegangenen Beitrag konnten wir berichten: die hausärztliche Versorgung in der Samtgemeinde Hage war zwar nicht optimal zu nennen, aber, verglichen mit anderen Regionen, auch nicht dramatisch schlecht. Mit sieben praktizierenden Ärztinnen bzw. Ärzten kam der hausärztliche Versorgungsgrad schon nahe an 100 Prozent heran. Kein schlechter Wert. Auch wenn anzumerken ist, dass die Kennziffer Versorgungsgrad die Herausforderungen und Probleme nicht ausweisen kann, eine in der nahen Umgebung erreichbare Praxis mit freien Kapazitäten und offen für die Aufnahme von Patientinnen und Patienten zu finden.          

Zur Bestimmung, wie gut oder wie schlecht der Versorgungsgrad ist, wird die Einwohnerzahl in einem Planungsbereich durch eine Verhältniszahl geteilt. Sie bestimmt, auf wie viele Einwohnerinnen und Einwohner eine Hausärztin bzw. ein -arzt kommen soll.

Für den Hausärztlichen Planungsbereich Norden (HPB) hat die kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) ihrer Rechnung 63.001 Einwohnerinnen und Einwohnern und eine Verhältniszahl von 1.514 zugrunde gelegt (bundesweit lautet die Verhältniszahl 1.616). Rechnerisch ergeben sich für den HPB Norden 41,6 Zulassungen (Kassenarztsitze), um einen Versorgungsgrad von 100 Prozent zu erreichen.

Bei zugrunde gelegten 11.207 Einwohnerinnen und Einwohnern in der Samtgemeinde Hage ergibt die Teilung durch die Verhältniszahl 1.514 einen Wert von 7,4. Wobei ein Versorgungsgrad von 100 Prozent auch seitens der KVN nicht als ausreichend betrachtet wird. Angestrebt wird ein Versorgungsgrad von 110 Prozent. Die 110 Prozent sind Ziel und Grenze gleichermaßen. Weist ein Planungsbereich einen Versorgungsgrad von mehr als 110 Prozent auf, wird er für weitere Zulassungen von Kassenärzten oder -ärztinnen gesperrt.

Für den gesamten HPB Norden ergeben 110 Prozent 45,7 Zulassungen. Für die Samtgemeinde Hagen sind es 8,14. Mit einer zusätzlichen Hausärztin oder einem Arzt hätte das Ziel beinahe erreicht werden können. Hätte.

Die tatsächliche Entwicklung ist eine andere: Ein Hausarzt hat Hage verlassen. Es sind von den rechnerisch 8,14 Kassenarztsitzen nur noch 6 besetzt. Der vorher relativ gute Versorgungsgrad ist nicht mehr gegeben. Mehr als zwei Hausärztinnen bzw. Ärzte fehlen. Bürgerinnen und Bürger der Samtgemeinde stehen ohne die gewohnte hausärztliche Versorgung da, können aber nicht einfach in anderen Praxen unterkommen. Da im gesamten HPB Norden Ärztinnen und Ärzte fehlen, können Patientinnen und Patienten auch nicht mal eben von Hage z. B. nach Großheide ausweichen. Rechnerisch keinen zusätzlichen Ärztebedarf gibt es nur in Dornum/Dornumersiel. Das ist aber keine Lösung für Patientinnen und Patienten aus der Samtgemeinde Hagen.

Verschärft wird die aktuelle Situation noch durch die Schließung der Klinik in Norden, die zu zusätzlichen Belastungen bei niedergelassenen Ärzten und Ärztinnen führt. Und dass in einer sehr beliebten Urlaubsregion auch Urlauberinnen und Urlauber manchmal ärztliche Versorgung in Anspruch nehmen müssen, bleibt bei der Orientierung der Versorgung an der Einwohnerzahl unberücksichtigt.

Die Herausforderung ist groß, fehlen doch im ganzen Bundesland und bundesweit überall Hausärzte und -ärztinnen und die Versorgung wird durch die weiter zunehmende Lücke zwischen altersbedingten Abgängen und neu hinzukommenden Medizinerinnen und Medizinern nicht besser werden.

Für die Samtgemeinde heißt das, noch intensiver an Lösungen zu arbeiten und eine verstärkte Zusammenarbeit sowohl mit der Stadt Norden (Norden hat ein eigenes Förderprogramm aufgelegt) als auch mit dem Landkreis und dem Verein „Gesundes Ostfriesland“ zu suchen, um gemeinsam innovative Konzepte entwickeln zu können.

Die verschlechterte Ist-Situation

Gemeinde Einwohner/innen Ärzte/Innen
Ist
Kassenarztsitze
besetzt
100% 110% Differenz
Ist/Soll
Dornum 4.527 4 4 2,99 3,29 -0,71
Norden 25.179 18 17 16,63 18,29 1,29
SG-Hage 11.207 7 7 7,4 8,14 1,14
SG-Hage neu 11.207 6 6 7,4 8,14 2,14
Großheide 8.725 3 3 5,76 6,34 3,34
SG Brookmerland
davon
13.386 8 7,5 8,83 9,71 2,21
–       Marienhafe 2.456 6 6      
–       Upgant-S. 3.809 2 1,5      
insgesamt 63.006* 40/39 37,5/38,5** 41,63 45,77 7,27/8,27**

*EW 31.12.2022; die KNV rechnet mit 60.001 EW.

**Eine Zulassung war bereits vakant, so dass für den HPB-Norden bei 6,5 neuen freien Zulassungen 7,5 Stellen/Sitze zu besetzen waren. Mit dem Weggang in Hage ist eine weitere Zulassung vakant. Dass bedeutet, bei aufgerundet 6,5 freien Zulassungen sind tatsächlich 8,5 Stellen zu besetzen. Zwei davon in der Samtgemeinde Hage.

Hausärztlicher Planungsbereich Norden (seit Februar 2024 ohne Inseln) 

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